In den folgenden Beispielen möchte ich euch Firmen vorstellen die es verstanden haben, wie man Alkohol an den Mann bringt bzw. an Jugendliche. Warum dürfen das eigentlich die Alkoholhersteller ohne jegliche Einschränkungen und Tabakunternehmen dürfen in Deutschland überhaupt keine Werbung mehr schalten? Ich möchte hier gar keine Lanze für die Tabakindustrie brechen; aber ich verstehe den Sachverhalt nicht und sehe es auch nicht ein, diese Verarschung seitens der Alkoholhersteller in Form von gefakten Webseiten ohne Murren hinzunehmen. Jetzt nicht falsch verstehen; ich persönlich empfinde Alkohol als temporäre Erholung und möchte ihn auf keinen Fall missen und ich liebe auch Werbung; aber im Zeitalter von Komasaufen, Flatrate-Parties und All-You-Can-Drink-Parties sollte die Frage schon erlaubt sein, was der Unterschied zwischen Tabak und Alkohol ist. Wie schon erwähnt gibt es keine Werbung mehr seitens der Tabakindustrie oder kann sich noch jemand von euch an das HB-Männchen erinnern oder an Herrn Wayne McLaren? Hmmm, warte mal, wer ist denn jetzt Herr McLaren? Richtig, Das ist der allseits bekannte Marlboro Man; der es doch tatsächlich geschafft hat, auf Grund eines zu hohen Zigarettenkonsums, schon mit 51 Jahren abzudanken.
Aber zurück zum eigentlich Thema: Warum dürfen Firmen wie beispielsweise Barcadie immer noch eine halbnackten Frau am Strand rumhüpfen lassen und der Kräuterlikörhersteller aus Wolfenbüttel mit den zwei Hirschen, Rudi und Ralph, darf ein Werbespot nach dem anderen zu der besten Sendezeit senden? Marlboro, Lucky Strike, Camel & CO komischerweise nicht, warum nicht? Eigentlich müssten doch die beiden Lager gleichbehandelt werden! Beide Produkte sind Genussmittel, beide können süchtig machen und beide Produkte sind eigentlich schlecht für die Gesundheit; zumindest wenn sie in großen Mengen zu sich genommen werden. Dennoch scheint es da etwas zu geben, was die beiden unterscheidet.
Hast du die Antwort?
Ich werde sicherlich auch nicht durch diesen Artikel hier eine Antwort anbieten aber ich möchte dennoch einmal zu unterschiedlichen Webseiten meine Senf dazugeben. Was mir bei meinen Recherchen als erstes aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die Alkoholhersteller auf ihren Webseiten eigentlich keine direkte Werbung für das Produkt selbst machen. So findet man beispielsweise bei Smirnoff nicht die Produkte auf der Homepage oder bei Jever die Flasche Bier sondern vielmehr steht das sogenannte virale Marketing im Vordergrund. Facebook-Button hier, Youtube-Videos hier und da drüben noch ein Twitter-Account. Auch sind die Inhalte etwas fragwürdig: Nachdem man den obligatorischen Alterscheck, in Form eines DropDowns, ausgefüllt hat betritt man eine Welt voller hippen und modernen Banner, Buttons, Videos und anderer blinkender Elemente. Im Grunde nichts entgegen zu setzen aber sollten solche Webseiten nicht in erster Linie Verantwortung übernehmen und dem Besucher darauf hinweisen, dass Alkohol in großen Mengen ungesund ist? Vielmehr sieht man dort Inhalte, die auf ein kommendes Festival, auf ein hippes Surfer-Treffen auf Fehmarn oder geplante Tourdaten von Madonna hinweisen. Mein alter Deutschlehrer würde sagen: Stiller, am Thema vorbei. Setzen, sechs! Klar, macht es mehr Sinn eine Art Erlebniswelt für Jugendliche zu schaffen als auf die knapp 2,5 Millionen Alkoholsüchtige, knapp 16.000 Alkoholtote pro Jahr und die 400.000 Arbeitsunfälle pro Jahr auf Grund eines zu hohen Alkoholkonsums hinzuweisen. Aber noch einmal: WARUM darf das Camel nicht mehr?
Der witzigste Werbefilm der Alkoholindustrie
Eine gute Sache hat das ganze aber schon. Es gibt zahlreiche witzige Werbespots, denn mit Spaß fängt man bekanntlich Fliegen äh… Kunden. So ist mein absoluter Lieblingswerbefilm beispielsweise der von Flensburger Pilsener. In diesem Werbefilm stehen zwei Angler im Wasser und angeln, ist ja klar. Da kommt ein recht debiler Tourist vorbei und fragt nach dem heutigen Fang. Daraufhin bekommt er erst einmal eine Pulle Flensburger Pilsener (natürlich) zugeworfen und erwidert die nette Geste mit der Zusatzfrage: „Kann man eigentlich vom Angeln leben?“. Daraufhin schauen sich die beiden Angler an und der eine: „Ne , aber wir dichten auch nebenher!“. Natürlich lässt der Touri sich nicht lange bitten und fragt nach einem Stück des Möchte-Gern-Rilkes und nun geht es los (ich muss jetzt schon lachen…). Der Rilke für Arme antwortet: „Wir stehen hier und angeln Barsch und das Wasser steht uns (…kurze Pause) bis zum Knie“. Natürlich hat selbst der Depp von Touri mitbekommen, dass sich da was nicht reimt und tut seiner Meinung auch noch Kund. Daraufhin kommt eine (Hammer-)Antwort, die man so natürlich nur im hohen Norden um die Ohren gepfeffert bekommt: „Ne, aber warte mal ab bis die Flut kommt!„. EIN BRÜLLER, ein echter Brüller. Aber seht selbst:
[youtube_video id=“2J4ImKbGztM“]
Die Nominierten
Kommen wir aber jetzt zu den Nominierten. Im Folgenden Teil werde ich mit ein paar Sätzen auf ein paar Webseiten eingehen, die ich für würdig halte den Wie-verarscht-man-den-Kunden-Pokal zu gewinnen:
Jack Daniels – Der für die Harten unter uns
Einer der bekanntesten Whiskeyvertreter dieser Erde. Hauptsponsor beim größten Metal-Festival der Welt (Wacken) und so gut wie in jedem Spielfilm mit mindestens einer Pulle vertreten, in dem es auch nur ansatzweise um Biker, Rocker etc. geht: Jack Daniels. Schlichtes schwarzes Etikett mit einer weißen großen Serifenschrift. Kann man wunderbar schon aus 20 Metern Entfernung erkennen – erst einmal eine 1+ an den Designer. Die Homepage hat eher eine 5- verdient. Auf Grund der Schrift Georgia kann man so gut wie nichts erkennen; dass Auge springt hin und her und versucht krampfhaft Halt zu finden. Erschwert wird das ganze auch noch durch den dunklen Hintergrund. Macht man einfach nicht: Weiße Schrift auf schwarzen Hintergrund. Das alles scheint „Jack“ egal zu sein. Vielmehr sollen sogenannte Old-Aged-Bilder das wahre Ich der „Traditionsbewussten Amerikaner“ transportieren und Lust auf Mehr machen. Die Zutatenseiten bzw. eine Warnung vor zu viel Alkohol habe ich bis heute noch nicht finden können! Habe allerdings auch keine Lust mehr zu suchen.
Becks – Sail away, dream your dreams
Eines der bekanntesten Biere aus Deutschland. Weltweiter Import machte das Bier zu einem der bekanntesten Biere aus Deutschland. Jugendliche stehen im Fadenkreuz der Marketingabteilung. Animierte Bannern und Inhalte die mal gar nichts mit Bier zu tun haben, außer ein paar Brandinglogos, sollen die Besucher in die Welt der Abenteur verführen. Knapp 20 Banner weisen auf Festivals hin bei denen Becks den Sponsor spielt. Dann gibt es noch ein riesiges Moodbild eines Hamburger Hafenkonzerts, ein Video der Fantastischen Vier und einen Banner der zum Download von Gratismusik auffordert. Aber wieder einmal nichts zum Thema: Alkohol am Steuer oder kein Alkohol unter 16 Jahren. Da kann auch der Alterscheck auf der Startseite nicht abschrecken. Jede 9-jährige kann mittlerweile ein DropDown auf das Jahr 1954 stellen.
Smirnoff – Die ewige Jugend
Diese Webseite ist der absolute Knaller! Ein riesiges Bild von der alten Schachtel Madonna. Die in der einen Hand ein Mikrofon hält und mit der anderen Hand auf den Facebook-Gefällt-Mir-Button zeigt. Immerhin, schon 6.000.000 Freunde bei Facebook! Hier geht es ganz klar nicht um Alkohol und dessen Wirkung auf Jugendliche. Vielmehr um den Spaß am Leben. Sauf` dir einen an und du wirst Spaß haben bis die Hose platzt! Auf der Startseite gibt es ausschließlich Videomaterial vom Gehoppel der Strandhaubitze Madonna. Frisch, fromm, fröhlich, frei und kein Wort darüber, dass Vodka zu einer der größten Gesellschaftsdroge gehört. Die Webseite ist eh ein Hit. Es gibt nur 2 Menüpunkt: „Dance 4 Madonna“ und „Your Nightlife“, einfach herrlich wie der Besucher hier verarscht wird.
Jever – Das Herbe aus dem Norden
Macht Werbung für Kite-Surfen auf Fehmarn und für die Jever Erlebnis-Tour. Ich verstehe das nicht, dass das niedliche HB-Männchen vom Bildschirm verschwinden musste und hier gleich 5-Möchte-Gern-Jugendliche wie eine Horde Jünger um eine Kiste Bier sitzen dürfen. Natürlich gibt es auch bei Jever, wie bei allen vorgestellten Webseiten, den obligatorischen Bist-du-auch-über-16-Jahren-Check; allerdings in Form eines Buttons: Bist du über 16 Jahre: ja/Nein. Auch einen Lachnummer. So hält man doch keine Jugendliche von seiner Webseite fern. Abgelenkt wurde ich nur von dem Menüpunkt „Verantwortung“. Hossa, hat sich Jever da doch noch einmal Gedanken gemacht? Natürlich nicht. Auf der Seite geht es doch tatsächlich um das deutsche Reinheitsgebot. Ein Schelm, wer beim Lesen des Wortes auch erst das gleiche dachte wie ich…
Bacardi – Sommer, Sonne, Heiterkeit
Kommen wir aber nun zu DER Mogelpackung der letzten Jahre. Seit einer halbe Ewigkeit verfolgt uns die kleine Süße vom Strand in Brasilien und versucht dem Rum der Rumme (Was ist eigentlich die Mehrzahl von Rum: Rumms, Rümme, Rumme, Rümmer, Rummens…) an den Mann zu bringen. Die Werbung ist so gut, dass ich euch aus Erfahrung sagen kann, dass eine Pulle Barcadi keine Traumfrau in die heimischen 4-Wände zaubert – habe es schon oft probiert. Eine Flashseite die seinesgleichen sucht. Blinken hier und Blinken da und natürlich auf der Startseite gleich einmal ein paar Cocktailrezepte und der Link zum Shop. Kein Wort darüber, dass Rum zu einem der härtesten Stoffen gehört die es da draußen gibt. Absolute Ausnahme auf dieser Webseite ist der kleine graue Satz auf schwarzem Hintergrund, im unteren Bereich der Seite: Verantwortungsvoller Genuss ab 18 Jahren. Ich lach mich schlapp…
Alles in Allem bleibt die Frage nach dem WARUM? Warum dürfen Alkoholhersteller Werbung machen wie sie wollen und Tabakhersteller nicht? Ich sehe die Kraft von Werbung bei den oben genannten Webseiten als gut ausgenutzt an. Das muss man den Jungs ja zugestehen, geschickt gemacht. Auch was das Deisgn angeht sind die Webseiten allesamt hübsch anzusehen. Aber das ist ja auch klar. Wie soll man denn sonst ein eigentlich gefährliches bzw. ungesundes Produkt an dem Mann UND an die Frau und vor allem an den Jugendlichen bringen? Prost…
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